Schlosspark Schönbrunn. High noon. Leopold Altenburg zupft sich die Uniformjacke zurecht, nimmt Haltung an, blinzelt ins Sonnenlicht und schreitet auf zwei Touristinnen zu. Na, Fräulein – wieder fleißig am Spazierengehen? Ich schaue in den Monitor und kriege einen Lachkrampf. Mit diesem Spruch hat Kaiser Franz Joseph die damals sechzehnjährige Anna Nahowski aufgerissen. Wenig einfallsreich. Aber wirkungsvoll – wenn man der Kaiser von Österreich ist. Leopold ist Komödiant genug, um aus dieser historischen Szene Funken zu schlagen. Er ist Prinz genug, um der Figur des läufigen Kaisers Würde und Charme zu geben.
Leopold ist Ururenkel des Kaisers Franz Joseph. Von Beruf ist er Schauspieler, Regisseur, Krankenhausclown und Komödiant. Für die Fernsehdokumentation „Auf den Spuren des Kaisers“ (im Oktober auf Servus TV) gehen wir gemeinsam auf eine Reise in die Vergangenheit. Er als Moderator, ich als Regisseur. Mit seiner Herkunft geht Leopold uneitel um. Er ist kein Monarchienostalgiker (ich auch nicht). Und doch spüre ich, dass ihn die aristokratische Herkunft prägt. Ist es sein Interesse an Geschichte? Sein Familiensinn? Oder einfach sein unprätentiös feiner Umgang?
25 Tage lang durchmessen wir gemeinsam die Habsburgermonarchie, von Ungarn bis Solferino, von Wien bis Ischl. Heute ist Tag 22. Langsam fühle ich mich seltsam zuhause in dieser untergegangenen Welt. Ich weiß, auf welchen Schleichwegen Kronprinz Rudolph Gäste in die Hofburg schmuggelte. Wie an der kaiserlichen Tafel das Besteck lag. Wie aus Gatsch Ziegeln und aus Ziegeln die Ringstraße wurde. Und mit was für gigantischen Mausoleen die Ungarn an ihre Nationalhelden erinnern. Wir haben Skurriles, Überrschendes, Erschreckendes erlebt, und auch ein paar schräge Vögel kennen gelernt. Vielleicht bin ich in den letzten Wochen auch ein kleines bisschen mehr Österreicher geworden.
Auf den Spuren des Kaisers
2 x 50 Minuten
21. und 28. Oktober je 20.15 auf Servus TV