Über drei Jahre drehte ich in der Roma-Siedlung von Sajókaza. Das erste, was ich lernen musste, war Bescheidenheit. Die Leute hassen Kameras. Die Erlaubnis, dann doch zu drehen, wurde von manchen Familien zögerlich erteilt und oft plötzlich wieder entzogen. Ich lernte, die Dinge zu nehmen wie sie kommen. Ich erlebte Stinkefinger, Wichtigtuerei, einen Hundebiss, aber auch plötzliche Nähe, beschämende Gastfreundschaft und – jedes Stereotyp hat einen wahren Kern – sehr viel Musik und Party.
Ich bin kein Helfer und kein Aktivist. Ich reklamiere nicht für mich, den Unterdrückten meine Stimme zu leihen oder ihr Schicksal zu teilen. Ich bin Gast, Fremder, Außenseiter. Ich beobachte und versuche, den vielen widersprüchlichen Eindrücken eine Geschichte abzuringen.
Wir im Westen glauben gern, wenn man genug Geld in die Hand nimmt und Profis hinschickt, kann man alles reparieren. Aber viele Roma tragen Jahrhunderte der Ausgrenzung in sich. Ihnen helfen (nur) Geld und Profis nicht. Aber hoffentlich die Beharrlichkeit von Menschen wie dem Lehrer János – Menschen, die das Stigma am eigenen Leib erlebt haben. János und sein Kollege Tibor haben kein fertiges Rezept. Sie probierten etwas, sie scheitern, sie werden angefeindet, sie probieren es nochmal. Sie sind wie Revolutionäre, die auch mit drei Kämpfern und einem halbkaputten Gewehr noch weitermachen würden. Ihr Gewehr ist Bildung. In Indien haben sie gesehen, dass es geht. Dort sind die Unberührbaren aus dem Kastensystem einfach ausgetreten, indem sie Buddhisten wurden. Warum, sagen sich János und Tibor, sollten die Roma das nicht auch können?
Vor dieser Dickköpfigkeit ziehe ich den Hut.
Der zornige Buddha
Ab 23. September im Kino