Heimatleuchten: An der Donau (Servus TV)

TV-Doku 45min
2022

Die Donau symbolisiert Österreich – und zugleich verbindet sie das Land mit Europa und der Welt. In einer Reise am Strom entlang portraitiert der Film Menschen, die auf und am Wasser leben, arbeiten und ihre Heimat gefunden haben.

Wäre Österreich ein menschlicher Körper, dann wäre die Donau seine Halsschlagader. Lebenswichtige Verkehrsader, Verbindung von Naturräumen, Landmarke. Die Donau ist international, verbindet Österreich mit den Nachbarländern in wirtschaftlicher, kultureller, historischer Hinsicht. Kein Fluss der Welt durchfließt so viele Staaten wie sie.

Mit der Wachau und den Donauauen hat der Strom unverwechselbare und magische Landschaften geschaffen. Naturparadiese – und Orte, an denen charismatische und interessante Menschen ihre Heimat haben, an denen man auf unkonventionelle Lebensentwürfe trifft und eigenwillige Persönlichkeiten kennen lernen kann. Hier liegen die Gegensätze dicht nebeneinander: Ländliche Idylle und internationale Verbindungen. Frachtschiffe und Daubelfischerhütten. Badekabinen und Schleusen. Industrieflagschiffe und Weingärten.

Das niederösterreichische Landwirtsehepaar Rudi und Sonja Lehner nimmt mit seinem Faltboot an der längsten organisierten Kanuwanderung der Welt teil: Bei der Tour International Danubien (TID) fahren 150 Paddler aus aller Welt jedes Jahr von Bayern bis zum Schwarzen Meer. Die teilweise hochbetagten Sportler – die älteste Teilnehmerin ist 83 Jahre alt – müssen bei Wind und Wetter Etappen von bis zu 60 Kilometern bewältigen. Dafür erleben sie in elf Wochen hautnah, wie international und völkerverbindend die Donau ist.

Monika Pumberger betreibt mit ihrer Familie in der malerischen Schlögener Schlinger eine kleine Radfähre – und das schon seit über vierzig Jahren. Radtouristen aus aller Welt haben die charismatische Bäuerin und Fährfrau ins Herz geschlossen. Dabei hätte man ihr in den 1980ern beinahe das Schiffspatent verweigert – nur weil sie eine Frau war.

Dass die Donau nicht nur Idyll, sondern auch Gefahr bedeutet, erleben die Taucher der Freiwilligen Feuerwehren am Strom, in Gemeinden wie Niederranna, Englhartszell und Wesenufer: Sie bergen Fahrzeuge und verunglückte Personen aus dem trüben Wasser – bei scharfer Strömung und null Sicht. Wichtig für den Hochwasserfall sind die traditionellen Ruderzillen. Feuerwehrler beweisen bei Zillenbewerben ihr Können und messen ihre Kräfte. Die 17jährige Nachwuchs-Feuerwehrfrau Hanna Peham will den Beweis antreten, dass Zillenfahren nicht nur Männersache ist…

Der Schaufelraddampfer Schönbrunn, erbaut 1912 in Budapest, ist eines von ganz wenigen original erhaltenen Dampfschiffen aus der k.u.k. Zeit. Technikfanatiker von der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte haben den Dampfer vor der Verschrottung gerettet und für Passagierfahrten flott gemacht – und das alles im Ehrenamt.

Schiffbauer wird man, weil man Sehnsucht nach dem Meer hat: In Linz arbeitet mit der ÖSWAG die einzige Werft Österreichs – fast jedes Schiff, das die Donau passiert, kommt irgendwann hierher zur Wartung, und auch neue Schiffe laufen hier regelmäßig vom Stapel. Christian Horky ist Schiffbauer in der dritten Generation. Er und sein Vater Ernst haben hautnah miterlebt, wie die Werft durch den starken Zusammenhalt von Management und Belegschaft mehrmals gerettet wurde. Werftblut ist schließlich keine Nudelsuppe!

Die Wachau ist Welterbe und eine der bekanntesten Landschaften Österreichs. Mit ist ihren Weingärten, Felsen und Stränden bietet sie eine spektakuläre Bühne für emotionale Inszenierungen. Margareta Karner und Johannes Rabenlehner schenken einander eine Hochzeit auf dem Wasser, organisiert von der Freien Rednerin Sonja Maria Thyri – ganz in der Nähe des Mäuerchens in Dürnstein, auf dem vor 20 Jahren ihre Liebesgeschichte begonnen hat.

Die Donau erzeugt in der Wachau ein Mikroklima, das einige der berühmtesten Weine des Landes gedeihen lässt – teilweise in schwindelnder Höhe. Der Verleger und Weinbauer Thomas Machhörndl, hat sich in den Kopf gesetzt, nach hundertjähriger Brache die wohl steilste Weinlage der Wachau wiederzubeleben: Den Atzberg bei Spitz. Mit viel Schweiß, Handarbeit und Donauwasser ringt er dem Terroir inzwischen wieder Veltliner und Rieslinge ab – gegen alle Bedenken.

Das denkmalgeschützte Gänsehäufel in Wien, mit über 20.000 Besuchern an vollen Tagen eines der größten Freibäder Europas, ist Schauplatz einer besonderen Subkultur: In den „Kabanen“ können sich Dauermieter mit ihren Utensilien auf dem Badgelände häuslich einrichten. Für das Paar Wolfgang Mayer und Silvia Weber bedeutet die Kabane Badekultur – italienische Markenkleidung und ein gepflegter Aperitiv inklusive. Schließlich will man auch im Freibad eine bella figura abgeben!

Die Daubelnetze an den typischen Kränen sind eine alte Fischereimethode, die es nur noch an March und Donau gibt – und hier nur im Abschnitt unterhalb von Wien.Tobias Leister und Walter Brunner gehören zu den letzten Daubelfischern, die das alte Handwerk noch pflegen. Sie kennen auch noch die – heute längst verbotenen – Geheimmethoden der alten Schwarzfischer. Und sie wissen um die Rezepte, mit denen man früher aus den grätenreichen Brachsen delikate Fischgerichte zauberte. Denn Fisch war traditionell für die Menschen am Strom die wichtigste Eiweißquelle.

Einmal im Jahr ist die Donau der Mittelpunkt eines ganz besonderen Erlebnisses: Die Sommersonnenwende in der Wachau. Die Feuerwerken, Großfeuer und Fackeln in den Weinbergen sind nicht nur als Inszenierung für die Gäste, sondern Höhepunkt für die Wachauer selber. Im Zentrum von allem fließt, still und schwarz, die Donau. Teil einer uralten Kultur – doch nie ganz gezähmt.