ORF Kreuz und Quer / 43min / 2023
Ich war ein frommes Kind.
Als ich zehn war, hat uns meine Lehrerin, eine sehr liebe Benediktinerin, erklärt: Jesus hat uns so sehr geliebt, dass er für unsere Sünden gestorben ist. Ich hab das akzeptiert, wie man das als Kind eben tut. Erst als Jugendlicher hab ich das alles in Frage gestellt. Die drei Wörter „für uns gestorben“ sind mir plötzlich ungeheuer vorgekommen. Ein Unschuldiger wird zu Tode gefoltert, um Versöhnung zu ermöglichen? Wegen mir, wegen meiner Verfehlungen?
Ich nehme meinen Hader mit dem Kreuz zum Anlass für eine sehr persönliche filmische Suche: Warum ist das Kreuz so zentral für das Christentum? Gibt es ein Christentum ohne Kreuz? Dabei begegne ich einer Anthropologin, einer ukrainischen Ordensschwester, einem Stardirigenten, einem wortgewaltigen Rabbi, einer feministischen Theologin und zuletzt einer tiefgläubigen 96jährigen.
Die Zumutung des Kreuzes bleibt – auch weil es auf Verdrängtes hinweist: Auf die Fragen nach Leid und Tod, nach dem Sieg des Bösen und der erlebten Ohnmacht des Guten.
Eine Produktion der Metafilm
Kamera: Walter Reichel, Klemens Koscher
Schnitt: Monica Parii
Produktionsleitung: Philipp Sklorz
Erstausstrahlung: 5.4.2023